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für Quereinsteiger
     
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Dorotheenstädtischer Kirchhof in Berlin-Mitte
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Begräbnisplatz für die Friedrich-Werdersche und Dorotheenstädtische Gemeinde

Der Eingang zu diesem 1763 angelegten, wegen seiner kunst- und kulturgeschichtlichen Bedeutung höchst interessanten Friedhof,
ist sehr schlicht und unscheinbar.
Er befindet sich in Berlin-Mitte, Chausseestraße 126, Nähe U-Bahnhof Naturkundemuseum, Linie 6,
(früher
Zinnowitzer Straße)
.

Wer diese Adresse nicht kennt, läuft an einem Kirchhof  vorbei, der besondere Beachtung verdient.

Nirgendwo sonst finden sich so viele Gräber u.a. von:

Dichtern
(Brecht und Heiner Müller)

Baumeister
(Schinkel, Stüler, Strack und Cantian)

Bildhauer
(Schadow, Rauch und Schievelbein)

Philosophen
(Hegel und Fichte)

Mediziner
(Hufeland und Brugsch)

Industrieller
(Borsig, Litfass und Schwartzkopf)

Schauspieler
(Langhoff und Weigel)

und Politikern

die das geistige Leben in Berlin und Preußen bzw. Deutschland
geprägt haben, oder gar darüber hinaus wichtig gewesen sind.

Die Gräber erinnern an über zwei Jahrhunderte Geistesleben in deutschen Landen.

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Die Dorotheenstädtische Kirche an der Ecke Dorotheen- und Neustädtische
Kirchstraße, einst 1678 bis 1687 als erste protestantische Kirche in der Mark Brandenburg
erbaut, ist ganz dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen.

Das Lutherdenkmal, das den Platz vor der Friedhofskapelle beherrscht, ist eine Kopie
des Schadowschen Lutherdenkmals vom Wittenberger Marktplatz, 1909 von
Ernst Wagner gefertigt, eines der wenigen Erinnerungsstücke aus diesem Kirchengebäude.


Lutherdenkmal
Das dies die Ruhestätte vieler aus der Geschichte der Stadt und des Landes bekannter
Persönlichkeiten ist, geht keineswegs auf bewusste Planung zurück.
Vielmehr befanden sich auf dem Gebiet der beiden Träger-Gemeinden Regierungsgebäude und
Universität, Akademien und Theater und folglich auch viele Wohnungen von dort Beschäftigten.
Deshalb war es für viele Berühmtheiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst "ihr"
Friedhof, und es war nahe liegend, dass sie hier auch beigesetzt wurden.

Zu allen Zeiten ist es jedoch zugleich und vor allem ein Friedhof für die
vielen gebliebenen, die weder Rang noch Ruhm besaßen.


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Nachfolgend nur einige wenige Fotos der Grabmäler von Berühmtheiten, die auch
teilweise auf meinen anderen Webseiten ( sh. Archiv ) als Baumeister, Künstler und
Wissenschaftler erwähnt werden.


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Auf dem Friedhof befindet sich aber auch die
Gedenkstätte für Tote des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus.
Hier ruhen, gemeinsam mit anderen Toten der letzten Kriegstage des Zweiten Weltkriegs,
eine Reihe von Männern des antifaschistischen Widerstandes;

Gedenkstaette des Widerstandes gegen Nationalsozialismus
Klaus Bonhoeffer, Hans John, Richard Kuenzer, Carl Adolf Marks,
Wilhelm von Nieden, Friedrich Justus Perels, Rüdiger Schleicher,
Hans Ludwig Sierks.


Wegen ihrer Beteiligung am Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 waren sie im
Gefängnis der Lehrter Straße inhaftiert.
In der Nacht vom 22. zum 23. April 1945 wurden sie von einem SS-Kommando
in einer nahe gelegenen Parkanlage hinterrücks erschossen.
Im Sommer 1945 fand an diesem Gemeinschaftsgrab ein erster
Gedenkgottesdienst für die Ermordeten statt.


 
Johannes Rau - Grabstelle auf dem Dorotheenstädtischen Kirchhof  in Berlin-Mitte
Foto: Februar 2008
Auch Johannes Rau (* 16. Jan. 1931; † 27. Jan. 2006) wurde hier beigesetzt.

Der SPD-Politiker stellte von 1999 bis 2004 den
8. Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland.

Dieses Amt begleitete er als der zweite sozialdemokratische Politiker.
Davor vollzog Rau eine lange landespolitische Karriere, in der er 20 Jahre lang
Ministerpräsident des Landes Nordrein-Westfahlen war.

Große humane Anerkennung erfuhr das Staatsoberhaupt durch seine
Friedenspolitik mit Israel,
die er unter dem Gedanken "Aussöhnung statt Spaltung" führte.


 
Begräbnisstätte Egon Bahr auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin
Foto: September 2015
Die Begräbnisstätte von
Egon Bahr
(* 18. März 1922; † 19. Aug. 2015)
befindet sich direkt gegenüber der von Johannes Rau.

Als SPD-Politiker
war er der große Dialektiker der deutschen Politik
und seit 2002 Ehrenbürger der Bundeshauptstadt Berlin
.

Der "Vorbereiter der Deutschen Einheit"
hat das Konzept "Wandel durch Annäherung" bis zuletzt gelebt.

Als Mann an der Seite von Willy Brandt trug er dazu bei, die Gräben in Europa zu überwinden.


 
Ehrengrab Karl Friedrich Schinkel
Das Grabmal von Karl Friedrich Schinkel  (* 1781; † 1841).
Dieses Denkmal, ein Obelisk mit dem Porträt des Künstlers, wurde von ihm selbst geschaffen.

Studium an der Bauakademie in Berlin. Auf der Italienreise 1803-05 entwickelte sich Schinkel
auch zum Architektur- und Landschaftsmaler.
Seit 1810 Oberbauassessor, 1815 Geheimer Rat und damit oberster Baubeamter in Preußen,
1820 Professor an der Akademie der Künste.
Mit der Neuen Wache, dem Schauspielhaus, der Friedrich-Werderschen Kirche,
der Schloßbrücke und dem Alten Museum prägte er den Charakter des Berliner Zentrums und
des Berliner Klassizismus.
Schinkel gilt als der bedeutendste deutsche Architekt der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Weitere Zeugnisse sind die Schlösser;   Charlottenhof im Park von Sanssouci/Potsdam,
Glienicke, Babelsberg, die Bauakademie, sowie Entwürfe für weitere Kirchenbauten.



Ehrengrab Wilhelm Beuth
Das Grabmal von Christian Peter Wilhelm Beuth ( * 1781; † 1853).

Studium der Rechtswissenschaften. Begann als Referendar im Preußischen Staatsdienst
und stieg bis zum Direktor der Abteilung für Handel, Gewerbe und Bauwesen im
preußischen Innen- bzw. Finanzministerium auf; Mitglied des Staatsrates, Gründer der
Technischen Gewerbeschule, des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes in  Preußen
und des Vereins für Kunstfreunde im preußischen Staat.

Er gilt als "Vater der preußischen Industrie".



Grabmäler Rauch-Stüler-Borsig
Nebeneinander, von links;  Grabmäler von
Christian Daniel Rauch, Friedrich August Stüler und August Borsig.


Ehrengrab Daniel Rauch
Das Grabmal von Christian Daniel Rauch (* 1777; † 1857).
Ein betender Engel schmückt oben seinen Denkstein, auf welchem
sich vorn das Medaillonbild des Künstlers befindet.

Er war ein Schüler Schadows; erhielt mit seiner 1815 im Charlottenburger Mausoleum
aufgestellten Plastik, Grabmal der Königin Luise, auf dem Sarkophag ruhend, höchste Anerkennung.

Bereits im folgenden Jahr erhielt er den Auftrag, Büsten für die Denkmäler der Feldherrn
Graf Bülow von Dannewitz und Scharnhorst herzustellen, die bis 1822 in Marmor ausgeführt wurden.
1819 wurde er zum Professor der Akademie berufen und richtete in Berlin seine eigene Werkstatt ein.
In den folgenden Jahrzehnten schuf er eine Reihe bedeutender Werke, darunter das 1851 aufgestellte
Reiterstandbild Friedrich II. Es gilt als die bedeutendste Berliner Großplastik des 19. Jahrhunderts.


Ehrengrab August Stüler
Das Grabmal von Friedrich August Stüler (* 1800; † 1865).

Studium an der Universität, der Bauakademie und der Kunstakademie in Berlin;
1827 Mitarbeiter Schinkels; stieg vom Hofbauinspektor (ab 1829) zum alleinigen
Bauberater und Architekten des Königs
Friedrich Wilhelm IV. auf;
bis Mitte des Jahrhunderts führender Architekt der Preußischen Bauschule.
Zu seinen Werken zählen die Königsberger Universität, die Akademie der Wissenschaften
in Budapest
, in Berlin die Stüler Bauten (ehemalige Kasernen) von 1850 vor dem
Charlottenburger Schloss, das Neue Museum, die Nationalgalerie (Bauausführung durch Strack),
die Innengestaltung der Neuen Synagoge, die Matthäus- und die Bartholomäuskirche.

Das Original der Grabanlage wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1998
durch eine moderne Gestaltung von Röhl/Skuin und Wloch ersetzt.


Grabmal von August Borsig
Das Grabmal von August Borsig (* 1804; † 1854), dem Begründer der großen Berliner Maschinenfabrik.

Das von einem niedrigen Eisengitter eingefasste Denkmal besteht aus einem hohen
tempelartigen Baldachin auf vier dorischen,
kannelierten Säulen.
Entworfen 1857 von J. H. Strack.
Die Büste von August Borsig schuf  1855 C. D. Rauch.


 
Grabmal August Borsig       Grabmal August Borsig
Foto links: Neben der Büste, stand links eine Knabenfigur die gestohlen und
bisher nicht wiederentdeckt wurde, sie sollte Borsigs Sohn Albert darstellen.

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  Rechts das Foto von 2015 mit der restaurierten Grabstätte und einer neuen Knabenfigur.
Vor der Büste kniet
ein Genius (Schutzgeist im römischen Altertum),
der ein Medaillon der Ehefrau Luise Borsig, geb. Praschl (* 1806; † 1887), hält.

Die gestohlene Knabenfigur - Borsigs Sohn Albert - wurde neu angefertigt und wieder aufgestellt.

Mit seinen Erfindungen und Entwicklungen auf dem Gebiet des Dampfmaschinen- und
allgemeinen Maschinenbaus
und als Unternehmer gilt Borsig als der Wegbereiter des
deutschen
Eisenbahnwesens. Der spätere
"Lokomotivenkönig" entwickelte aus einer
kleinen Schlosserwerkstatt die Borsigsche Eisengießerei u. Maschinenfabrik,
die erste moderne Fabrik Berlins
.

Die
Maschinenbauanstalt von August Borsig baute aber nicht nur Lokomotiven und
Dampfmaschinen, sondern ermöglichte u.a. auch die Wasserspiele im Park Sanssouci
(Rohrleitungen), baute hierfür die Dampfmasch./Pumpe im Maschinenhaus/Moschee,
außerdem die Kuppel der Nikolaikirche in Potsdam sowie die Kuppel der Kapelle
im ehemaligen Berliner Schloss und Eisen-Dachkonstruktionen im
Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel, etc.

1908 baute das
Unternehmen Borsig für den alten Berliner Sportpalast,
auch die erste Kunsteisbahn der Welt !

Eine Brücke, zwei Straßen, ein Bahnhof, ein Binnen-Hafen und ein Wohngebiet in
Berlin-Reinickendorf tragen seinen Namen.
 

 
Gegenüber dem "Dorotheenstädtischer Kirchhof", in der
Chausseestraße 13,
steht
das Borsighaus, das Gebäude der ehemaligen Borsig-Hauptverwaltung.


Siehe auch im Archiv :  August Borsig und seine Berliner Traditionsfirma


 
Grabmal Johann Heinrich Strack
Das Grabmal von Johann Heinrich Strack (* 1805; † 1880).

1824 Studium an der Bauakademie und der Akademie der Künste

1825-32
Tätigkeit unter Karl Friedrich Schinkel
Ab 1837 im Staatsdienst
1839 Lehrer an der Akademie der Künste
1854 Lehrer an Bauakademie
1876 Hofarchitekt (Geheimer Oberhofbaurat) des Kaiserhauses

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Einige Werke von ihm in Berlin und Potsdam:

Das schlossähnliche Wohnhaus in Berlin-Moabit,
das "Borsigsche Etablissement",
1843

Maschinenbauanstalt August Borsig, Chausseestraße, 1857-60
Siegessäule, 1865-73
Nationalgalerie, 1866-76 (nach Entwurf von Friedrich August Stüler)
Brandenburger Tor, Seitenflügel, 1868
Kreuzbergdenkmal, Unterbau, 1875-78

Schloss Babelsberg, Innenausstattung, 1844, Erweiterungsbau, 1845-49
Flatowturm, Potsdam, 1853-56
Berliner Gerichtslaube, Park Babelsberg, 1871-72.


 
Grabmal Christian Cantian
Das Grabmal von dem Baumeister Christian Gottlieb Cantian (* 1794; † 1866).

Das monumentale Familiengrab in Form eines altrömischen Sarkophags
entstand nach einem Entwurf Karl Friedrich Schinkels.

An der Front des Sarkophags befindet sich ein Kranz mit gesenkten Fackeln
und er ist von drei Wänden umgeben die mit Pfeilern begrenzt werden.

In die Pfeiler sind Kreuze aus Granit eingelassen, die als Reststücke von der
Großen Granitschale vor dem Alten Museum im Lustgarten stammen.

In dem Grabmal befindet sich auch die Urne seines Sohnes Ernst Cantian (* 1822;  1889).


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Seine größte Leistung bestand in der Herstellung und dem Transport der
Großen Granitschale vor dem Alten Museum im Lustgarten mit etwa 75 Tonnen.

1832 erhielt Cantian den Ehrentitel eines Stadtältesten.
1835 wurde er Königlicher Baumeister und 1842 Bauinspektor.

Einige Werke von ihm in Berlin und Potsdam:

Figurensockel auf der Schloßbrücke, Berlin-Mitte,
Schlusssteine in den Gewölben der Friedrich-Werderschen Kirche, Berlin-Mitte,
Fassaden-Statuen Schloss Tegel, Berlin-Reinickendorf,
Friedenssäule auf dem Mehringplatz, Berlin-Kreuzberg,
Granitschale vor dem Schloss Glienicke (am
Stibadium im Pleasureground), Berlin-Steglitz-Zehlendorf,
Schildhorn-Denkmal, Berlin-Schöneberg-Wilmersdorf.

Ein
Säulenschaft aus poliertem Granit - Reststück der Granitschale vor dem Alten Museum -
im Park Babelsberg
trägt die "Siegesgöttin".


 

Grabmal Gottfried Schadow
Das Grabmal von Johann Gottfried Schadow (* 1764; † 1850).

1776 Ausbildung in der Werkstatt des preußischen Hofbildhauers Tessaert; ab 1788 Leitung der Hofbildhauerwerkstatt.

Mitglied der Berliner Akademie, ab 1805 Rektor der Akademie, 1816 Direktor der
Königlichen Akademie der Künste zu Preußen; Wegbereiter des Klassizismus in Preußen.

Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Quadriga für das Berliner Brandenburger Tor,
die Standbilder für Hans Joachim Zieten und den Fürsten Leopold von Anhalt Dessau,
sowie das Grabmal des Grafen Alexander von der Mark (heute in der Alten Nationalgalerie).

Das Lutherstandbild auf dem Kapellenvorplatz des Friedhofs ist eine Kopie nach Schadows
Lutherdenkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg.


Familiengrabmal Eduard Hoffmann
Das auffälligste Familiengrabmal auf dem Friedhof, mit Mosaiksteinen
ausgelegt, ist das von Friedrich Eduard Hoffmann (* 1818; † 1900).

Erfolgreicher Unternehmer der Ziegel- und Keramikindustrie; Erfinder der Ringbrennöfen
mit zentraler Feuerung.
Hoffmann war als Regierungsbaumeister beim Bau und Betrieb der Berlin-Hamburger Bahn tätig.
Er gründete 1865 einen Verein für seine Berufskollegen und war Mitherausgeber der
Deutschen Töpfer- und Zieglerzeitung, die ab 1868 erschien. Er veranlasste 1870 die Gründung der
Königlichen Prüfanstalt für Baumaterialien.

Das in Farbe und Material auffallende Grabmal wurde in einem schlesischen Zweigwerk
des Hoffmannschen Unternehmens ausgeführt.


Grabanlage Elisabeth Wentzel
Hier die Grabanlage von Elisabeth Wentzel (* 1833; † 1914).

Sie war die Stifterin bedeutender Geld-Summen für Kunst und Wissenschaft;
Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften, wo sie bis 1934 die einzige Frau war.


Grabanlage Alexander Wentzel
Als letztes, meiner wenigen Fotos von dem geschichtsträchtigen Dorotheenstädtischen Kirchhof,
die aufwendige Grabanlage von Herrmann Heinrich Alexander Wentzel (* 1820; † 1899).

Er war Baurat und Maurermeister sowie Inhaber eines großen Bauunternehmens.
Er arbeitete eng mit Friedrich August Stüler zusammen.
Die Grabanlage wurde von ihm selbst entworfen.

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Die o. a. Beschreibungen stammen aus dem Friedhofsführer;
Dorotheenstädtischer Kirchhof - vom Luisenstädtischen Bildungsverein e.V.
und dem Buch;
Der Dorotheenstädtische Friedhof - vom Christoph Links Verlag (1993)


 
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